Frankenheim, Germany: Kino Unter Freiem - Frankenheim Open Air Kino
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Sollte ich es wirklich wagen, mir in diesem Freilufttempel einen Film anzusehen? Zunächst war ich skeptisch, aber dann.....
Ich hatte lange gezögert, aber nachdem mir Verwandte und Freunde begeistert von den Vorstellungen erzГ¤hlt hatten, startete ich vor vier Jahren den ersten Versuch!
Eigentlich kennt man mich mehr als Frostbeule und als Schönwetterradlerin. Ich gehe auch ungern im Regen spazieren und ziehe bei unbestГ¤ndigen WitterungsverhГ¤ltnissen ein Dach Гјber dem Kopf vor. Kino im Freien? Das war sicher nichts fГјr mich! Aber schlieГџlich lieГџ ich mich von meinem LebensabschnittsgefГ¤hrten Гјberreden, einen Besuch zu wagen. Mein Freund besorgte Karten fГјr Mittwochabend, und ich beobachtete sorgenvoll das Wetter.
Wir hatten uns da beide Frankreich Fans fГјr einen Film mit GГ©rard DГ©pardieu entschieden. Also Filmwahl kein groГџes Thema! Aber das Wetter! Schon seit mehreren Tagen war es meist schwГјlwarm gewesen, und heftige Gewitter hatten sich Гјber der Landeshauptstadt entladen, so auch noch am Nachmittag unseres Filmevents.
„Heute Abend bleibt es bestimmt trocken! meinte mein Freund, ein unverbesserlicher Optimist und abgehГ¤rteter Allwetterradler, dem auch Regen und Wind sein stets sonniges GemГјt nicht trГјben konnten, „wir können ja Regenjacken und Schirme mitnehmen, dann sind wir gut gerГјstet!
Und tatsächlich, gegen Abend beruhigte sich das Wetter! Und so radelten wir gutgelaunt und optimistisch gestimmt gegen halb neun Uhr Richtung Rheinufer. Als wir am Kino ankamen, waren erst wenige Besucher gekommen. Da wir freie Sitzwahl hatten, konnten wir uns Plätze mit einer optimalen Sicht auf die Bühne und den Rhein aussuchen. Nach und nach trudelten auch weitere Kinogäste ein, und es wurde langsam voll. Mein Begleiter und ich genossen die Aussicht, die Regenjacken lagen griffbereit über unseren Knien! Der Film sollte jedoch erst bei Einbruch der Dunkelheit, so um ca. zehn Uhr starten.
„Wo ist eigentlich die Leinwand? fragte ich.
„Die kann man jetzt noch nicht sehen! klГ¤rte mich mein Begleiter auf. Er kannte sich aus, denn er hatte sich im vergangenen Jahr schon einmal das VergnГјgen eines luftigen Filmabends in dieser LokalitГ¤t gegönnt, „die Leinwand wird erst kurz vor Filmbeginn ausgeklappt und hochgefahren!
„Ach so!
Um zwanzig nach neun zogen dunkle Wolken zogen auf, und es fing an zu tröpfeln.
„Wir ziehen besser schon mal die Regenjacken an! meinte mein Begleiter.
„Sollen wir nicht lieber ins Gastronomiezelt gehen und dort etwas trinken? schlug ich vor.
„Nein, nein, ich möchte hier die Stellung halten! Aber du kannst ja etwas zu trinken holen!
So begab mich in den vorgenannten Verpflegungsbereich. Ich staunte! Donnerwetter! Was dort alles angeboten wurde! Feinkostküche, Champagner, Snacks, Bier, Erfrischungsgetränke! Ich entschied mich für Frankenheimer Alt und strebte mit zwei Flaschen Bier im Arm wieder dem Ausgang des Zeltes zu.
Dort traute ich meinen Augen nicht! Gerade ging ein richtiger Platzregen runter! Es schüttete aus vollen Kübeln! Ich hielt nach meinem Freund Ausschau, konnte ihn aber durch den dichten Regen nicht erkennen. Da ich mir auf keinen Fall mangelnde Solidarität vorwerfen lassen wollte, kämpfte ich mit mir. Sollte ich mich zu dem im Freien ausharrenden Kumpan durchschlagen? Nein, es war wohl besser im geschützten Zelt zu warten, bis der Regen nachließ.
Als ich nach ca. einer Viertelstunde wieder den Schritt ins Freie wagen konnte, kehrte ich zum Lebensabschnittsgefährten zurück. Der saß, eingehüllt in seine Regenjacke, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, wie angewachsen immer noch auf dem Platz, auf dem ich ihn vor geraumer Zeit zurückgelassen hatte. Der Regen hatte deutliche Spuren an ihm hinterlassen.
„Na, bist du ordentlich nass geworden? stichelte ich.
„Nein, überhaupt nicht! Dieser kleine Guss war doch richtig erfrischend!
Das leicht gequälte Lächeln auf seinem Gesicht deutete ich jedoch anders! Ich warf einen Blick auf seine Schuhe und Jeans.
„Du siehst aus, als wärst du soeben durch einen Fluss gewatet!
„Ach, das bisschen Wasser! entgegnete mein Freund, stand auf und schüttelte die Regentropfen von seiner Jacke, „das trocknet alles schnell wieder!
Nun denn! Die dunklen Regenwolken zogen langsam davon und machten den Abendwolken Platz. Dazwischen lugten noch ein paar Strahlen der untergehenden Sonne hervor und zauberten ein prächtiges Farbenspiel an den Rheinhimmel! Dieses einmalige Schauspiel war natürlich im Eintrittspreis inbegriffen!
Der Film begann dann mit einer Viertelstunde Verspätung und war ein Genuss! Gérard spielte einen Penner namens „Boudu , so auch der Filmtitel, der sich in eine gut situierte Familie einschlich und die Familienverhältnisse kräftig aufmischte. Selbstverständlich fing er eine Liaison mit der Dame des Hauses an und brachte alle Familienmitglieder auf den „rechten Lebensweg! Wir haben mit allen Kinogästen herzhaft gelacht und fühlten uns bestens unterhalten!
Während der gesamten Vorführung und auf unserem Heimweg blieb es trocken! Und so radelten wir zufrieden und entspannt in der ersten Morgenstunde nach Hause!
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Beim nächsten anvisierten Besuch des FrankenheimKinos fiel die Wahl des Filmes schon schwerer. Denn außer dem Lebensabschnittsgefährten wollte der Sohnemann, der sich gerade im zarten Teenie-Alter befand, uns begleiten. Wir diskutierten über die Filmwahl. Meine Vorschläge wurden jedoch sofort heftig abgeblockt.
„Du immer mit deinen Liebesschnulzen! wurde mir von der Männerfraktion vorgeworfen.
„Aber ihr! konterte ich, „ Ihr wollt immer nur Action und Thriller!
SchlieГџlich einigten wir uns auf „Born to wild saumäßig unterwegs eine Actionkomödie mit dem einstigen hГјfteschwingenden Superstar der Saturday-Night-Filme, Mr. John Travolta.
Und in jenem Jahr hatten wir GlГјck mit dem Wetter, es war heiГџ und trocken! Auf unseren SitzplГ¤tzen, auf denen kein einziges Regentröpfchen zu finden war, genossen wir einen prachtvollen Sonnenuntergang direkt Гјber dem Rhein. Allein dieser Anblick war das Eintrittsgeld schon wert!
Der Film entpuppte sich ebenfalls als Knüller! Johnny, der mittlerweile schon ziemlich „in die Jahre gekommen war, hatte jede Menge Speck angesetzt. Das war nicht zu übersehen! Johnny durchlebte gerade seine Midlifecrisis und wollte mit drei Kumpels noch einmal so richtig was erleben! So wurde eine Motorradtour durch die USA angepeilt. Auf Harley-Davidson-Maschinen, versteht sich! Was den Jungs unterwegs so alles passierte! Wir haben Tränen gelacht und konnten uns vor Lachen kaum auf den Sitzen halten. Und eine Lachwelle nach der anderen jagte durch das Publikum! Die Stimmung war kaum noch zu toppen! Und am Ende des Films trat sogar noch Peter Fonda, einer meiner Jugendschwärme und Star aus Easy Rider, in einer kurzen Szene auf. Der Film war einfach Spitze!
Alles in allem, ein rundum gelungener Abend, an dem es wirklich gar nichts auszusetzen gab! Wir waren, alle drei, restlos begeistert!
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Im letzten Jahr lag ich im Juli im Krankenhaus, und nach meiner Entlassung dauerte es lange, bis ich wieder fit war. Der Urlaub fiel leider auch ins Wasser, und ich hatte keine Chance auf einen weiteren Kinobesuch. Diesen Sommer schaue ich nach vorn, es kann nur besser werden!
Was steht denn nun dieses Jahr auf dem Programm des FrankenheimKinos? Ah, der erste Film, der gezeigt werden soll, ist „Mamma Mia , die Verfilmung des Abba-Musicals. Habe ich zwar schon in einem überdachten Kino gesehen, würde ich mir aber noch mal angucken, gerne Open-Air. In diesem Film sieht man, wie Meryl Streep singend versucht, die Hochzeit ihrer Tochter zu organisieren. (Ich war überrascht, denn ich wusste gar nicht, dass die Streep so gut singen kann!). Pierce Brosnan, der einstige Mr. 007, hier einmal auf Plateausohlen und mit Schlaghose, steht der gestressten Mutter zur Seite. Toll gespielt auf einer malerischen Mittelmeerinsel!
Was gibt’s denn noch? Mal seh’n …
www.frankenheimkino.de
Source: "Meine Erlebnisse im Frankenheim-Open-Air-Kino" von Chandrika -RP Online. Read full article at: http://www.rp-online.de/hps/client/opinio/public/pjsub/production_long.hbs?hxmain_object_id=PJSUB::ARTICLE::491153&hxmain_category=::pjsub::opinio::/ausgehen_feiern/party-tipps.